CAD CAM Segen oder ...
 
Teilen:
Benachrichtigungen
Alles löschen

CAD CAM Segen oder Fluch

6 Beiträge
2 Benutzer
0 Reactions
210 Ansichten
Estimable Member
Beigetreten: Vor 15 Jahren
Beiträge: 127
Themenstarter  

Da ich in diesem Forum neu bin, hab ich versucht, mir einen Überblick bei den behandelten Themen zu verschaffen.

Hierbei ist mir aufgefallen, dass eine gewisse Skepsis vorherrscht, was die Entwicklung der Zahntechnik angeht.

Hier wird sehr oft über die Möglichkeit geschrieben, im High End Labor die Lösung der Probleme zu finden.

Es ist auch häufiger die Rede davon, sich eine Nische zu suchen!

Dazu habe ich einige Fragen.

Was meinen Sie konkret mit High End Labor?

Wo glauben Sie, dass man Nischen finden könnte?

Was glauben Sie, in welchem Zeitraum die von Ihnen angenommene Entwicklung stattfinden wird, die eine Umstrukturierung w.o. erforderlich macht?


   
AntwortZitat
Allround
Mitglied
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 208
 

Willkommen im Forum.

Das ist ein ganz heißes Thema.

High End ist dasselbe wie bei Autos, Stereoanlagen, Computern,...

heißt soviel wie am technischen und qualitativen Limit, steht für höchstes Niveau.

Mit Nische ist ein Ausbau des eigenen Angebotes gemeint, evtl. sogar eine Spezialisierung z.B. auf Zirkon und/oder auf CAD/CAM.

Ein gutes Labor mit guten, jüngeren Zahnärzten als Kunden kann ohne mit der Technik mitzugehen nicht am Markt bestehen.

Man muß aber grundsätzlich überlegen: Wollen meine Kunden ein solches Leistungsspektrum?

Ich muß diese Sachen an meine Kunden verkaufen und die wiederum an ihre Patienten.

Wenn die Kunden nicht mitziehen und auf die bewährte Technik setzen, hat man kaum eine Chance. Also kommt man automatisch zum nächsten Schritt, nämlich der Neukundengewinnung.

In ländlichen Gebieten durch die schwache Zahnarztdichte erschwert, in Ballungsgebieten durch die Konkurrenz.

Das nächste: Die Mitarbeiter müssen fähig und bereit sein und man muß sich auf seine Mitarbeiter verlassen können, daß sie mit dem neu erworbenen Know- How nicht zur Konkurrenz wechseln und im eigenen Betrieb ein Loch hinterlassen.

Die Investitition muß finanzierbar sein.

Kopierfräser sind gut, wenn man sagt, man möchte bei Zirkon einsteigen.

CAD/CAM ist sinnvoll, wenn man neben Zirkon- auch gefräste Titan- und Nem- Gerüste herstellen will.

Die Systeme sind mittlerweile extrem weit, was die Passgenauigkeit und Bedienfreundlichkeit angeht.

Die weiteren Kosten sind natürlich nicht unerheblich:

Eine wassergekülte Turbine zum Nachbearbeiten der Gerüste mit zugehörigen Schleifkörpern und ein komplettes Set Zirkonkeramik.

Die Entwicklung geht rasend schnell, die Umstrukturierung ist mal besser, mal weniger zu beobachten, aber je eher die Weichen gestellt werden, umso kleiner ist der letzte Schritt.

Dies mal auf die Schnelle.

P.S.: Hier sind wir unter Zahntechnikern und ein kollegiales DU ist schöner als ein distanziertes SIE.

[bearbeitet von Allround am 26.04.2009 um 20:24 Uhr]


   
AntwortZitat
Estimable Member
Beigetreten: Vor 15 Jahren
Beiträge: 127
Themenstarter  

Danke für das Willkommen, und für den Hinweis, dass man sich hier mit Du anreden kann.

Dem komme ich gerne nach.

Eine präzisere Fragestellung von mir, hätte sicherlich ein befriedigendere Antwort zur Folge gehabt.

Was ein High End Produkt ist, ist mir bekannt, trotz dem, danke für deinen ausführlichen Beitrag.

Worum es mir geht, kann man mit High End die Probleme der Zahntechnik lösen?

Bei mir ist in diesem Forum der Eindruck entstanden, dass hier verbreitet die Meinung vorherrscht, als das man mit Zahnersatz auf höchstem Niveau die allgemeine Situation der Zahntechniker verbessern könnte.

Wird das Niveau aber nicht durch entsprechende Nachfrage bestimmt?

Wird nicht jetzt schon das, was man als High End bezeichnet bedient?

Besteht überhaupt noch eine steigerungsfähige Nachfrage für High End Zahntechnik, mit entsprechender Vergütung?

Besteht nicht die Gefahr, dass durch ein erhöhtes Angebot an High End Zahnersatz, für eine doch geringe Nachfrage, ein Preiskampf in diesem Bereich entsteht?

Hierfür gibt es Beispiele, so zur Zeit mit CAD CAM, wo ein Preissturz durch Überangebot, bis zur Unwirtschaftlichkeit zu beobachten ist!

Ich meine, die Qualitäten, die erwartet werden, werden auch heute schon im ausreichender Menge produziert.

Generell finde ich Qualitätssteigerungen gut, aber sie muss auch bezahlt werden!

Da hab ich Zweifel, dass von Seiten der Mehrzahl der Patienten höhere Preise akzeptiert werden. Sicherlich gibt es eine Bevölkerungsschicht, die auch höhere Preise bezahlt, aber dieser Kreis wird ja schon versorgt.

CAD CAM würde ich nicht als Nische sehen, für mich ist das der Grund zur Nischensuche.

Die CAD CAM Technologie wird zur Industrialisierung der Zahntechnik in wesentlichen Teilen führen!

Für mich ist die Frage entscheidet, welche handwerklichen Nischen haben Zahntechniker, um trotz CAD CAM in Zukunft Zahnersatz herzustellen?

Ich hoffe, dass meine Fragen jetzt präziser und verständlicher sind?


   
AntwortZitat
Allround
Mitglied
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 208
 

Meiner Meinung nach löst dieses ´Mehr´ an Materialvielfalt keineswegs die Probleme der Zahntechnik. Das wäre auch der falsche Ansatz.

Vielmehr kann es sich ein Top Labor nicht leisten, auf Dauer kein Zirkon anzubieten. Allein die dünneren Ränder sind, vor Allem in der Front, ästhetisch ein absoluter Vorteil; abgesehen davon, daß bei Zirkon keine dunklen Ränder durchschimmern können, da es nun mal keine Metallränder gibt.

Vielmehr geht es auch darum, Kosten einzusparen bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung.

CAD/CAM bietet die Möglichkeit, reproduzierbare Gerüste in sämtlichen Materialien herzustellen ohne Einschlüsse und ohne Spannungen. Auch eine anatomische Unterstützung der Keramik ist ohne größeren Zeitaufwand bei der Konstruktion möglich.

Außerdem kommt es viel seltener vor, daß sich ein Gerüst, vor Allem bei mehrgliedrigen Brücken, beim Brennen verzieht.

Wenn die Goldpreise weiterhin steigen wie bisher, dann ist eine Zirkonbrücke demnächst sowieso günstiger als eine VMK Brücke aus einer hochgoldhaltigen Legierung.

Natürlich führt dies dazu, daß in der Gerüstherstellung Arbeitsplätze verloren gehen.

Es wird aber immer Arbeiten geben, bei denen eine konventionelle Brücke gefertigt werden muß.

Preisdumping ist nicht durch CAD/CAM entstanden und wird davon auch nicht verstärkt oder verhindert.

Es gibt Labors, die bieten eine NEM Keramikkrone für 99€ incl. Modell etc. an. Ohne CAD/CAM.

Auch ein ´klassisches´ Labor hat nach wie vor Chancen auf dem Markt.

Wenn jedoch ein Kunde Zirkon anbieten will und dieses von einem anderen Labor bezieht und die Arbeiten in etwa gleich gut sind, ist die Gefahr groß, daß der Kunde ganz abspringt.

Zahntechnik ist meiner Erfahrung nach ein undankbares Geschäft, bei dem langjährige gute Partnerschaft schnell in Vergessenheit gerät.

[bearbeitet von Allround am 28.04.2009 um 20:31 Uhr]
[bearbeitet von Allround am 28.04.2009 um 20:36 Uhr]


   
AntwortZitat
Estimable Member
Beigetreten: Vor 15 Jahren
Beiträge: 127
Themenstarter  

Zirkonoxid ist z.Zt. ein wichtiges Zusatzangebot einiger Labore.

Dieses wird aber in Zukunft durch Industrialisierung eines erheblichen Teils der Zahntechnik in Bereiche der Industrie übergehen.

Es werden dann auch andere Materialien zum Einsatz kommen, die eine Verblendung durch handwerkliche Zahntechnik überflüssig machen.

Die Kosten für so hergestellten Zahnersatz, werden den Import von ZE aus Billiglohnländern beenden.

In Manchen Herstellungsbereichen ist Reproduzierbarkeit ein wichtiger Faktor in der Produktion.

In der Zahntechnik ist das nicht nötig, da Unikate hergestellt werden!


   
AntwortZitat
Allround
Mitglied
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 208
 

[

In Manchen Herstellungsbereichen ist Reproduzierbarkeit ein wichtiger Faktor in der Produktion.

In der Zahntechnik ist das nicht nötig, da Unikate hergestellt werden!

Mit Reproduzierbarkeit meine ich Passungsparameter wie z.B. Zementspalt, der genaustens auf einzelne Kunden und Zemente eingestellt werden kann.

Das ist deutlich genauer, als mit einem sich verdickenden Stumpflack und mehr oder weniger kontrolliertem Ausschleifen eine Passung zu erzielen.

Auch die Unikate müssen jedes für sich passen. Unabhängig von der Präparation und immer gleichbleibend.

Man ist nicht mehr abhängig von Einbettmassechargen und ähnlichen unkontrollierbaren Parametern.

Es haben sich auch schon Leute in diesem Forum zu Wort gemeldet, die überlegten, ob man nicht eine vollanatomische Zirkonkrone herstellen sollte, z.B. im Molarenbereich.

Sirona bietet schon lange 3- schichtige Rohlinge an, die sehr gute Ergebnisse erzielen.

Aber die Billigpreise aus dem Ausland können in naher Zukunft sicher nicht kompensiert werden.

Meine feste Meinung ist, daß wir nur mit konsequenter Qualität und gutem Service durch die örtliche Nähe am Ball bleiben können.

Dafür brauchen wir teures, weil hochqualifiziertes Personal.

Auf dem Papier kann ein erfahrener Techniker durch 2 Jungtechniker ersetzt werden (bei gleichen Kosten). Wenn einer im Urlaub ist, ist der Andere da.

In der Praxis sieht das so aus, daß 2 Jungtechniker nie auch nur ansatzweise einen erfahrenen, engagierten Techniker gleichwertig ersetzen können.

Allround

P.S. nichts geht über gute, engagierte Jungtechniker; sie sind unsere Zukunft!!


   
AntwortZitat
Teilen: