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Hamsterrad Zahntechnik

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Estimable Member
Beigetreten: Vor 17 Jahren
Beiträge: 211
Themenstarter  

Manchmal kommt es mir so vor als ob wir uns mit unserer Materialvielfalt und Leistungsvielfalt selber die Produktivität Pulverrisieren.

Wenn man alleine Sieht was die CAD CAM Technologie für eine Materialvielfalt hervorgerufen hat, und dann nochdazu der Wettbewerb unter den Dentallaboren angefangen bei 3D Implantat Planung bis hin zur Funktionsdiagnostik.

Kronen können wir heute als Metallkronen,Metallkeramik, Zirkonkeramik, Vollanatomisch auf zirkon in HT oder LT, Emax oder Suyprinity, nur bemalt oder geschichtet machen ganz abgesehen von Galvano verblendet, Zirkon überpresst, Peek verblendet oder diese neuen Plastikkeramiken wie z.B. Enamic machen...

Vita hat die klassischen Mark2 blöcke dann die Trilux und die Reallife, Ivoclar hat empress und auch mehrschichtblöcke zum verpressen in einer speziellen technik.

Mann kann die reihe glaube ich noch beliebig erweitern. Dann haben wir jede menge verschiedene Implantatsysteme wo der eine Behandler gerne offen abformen möchte der andere aber nur geschlossen. Klassische Kombitechnik aus eher weniger gold, NE gegossen, gefrässt, Lasergemeltet, Zirkon Primärteile mit Galvano oder peek gefrässt oder gepresst. optsicch gescannt oder taktil?

Alleine für den Bereich der Löffel Bißnahmen individuellen wünsche kann man schon ein Buch schreiben. Der eine will 0815 Löffel, der andere will sie nur bis zur schmelz zement grenze, der ander 2 mm länger ein anderer nur ca bis zu äquator der eien lichthärtendes Material der andere nur mit kaltpolimerisat....

Manchmal würde ich gerne die Zahntechnik der 80er Jahre zurückholen obwohl ich sie nie miterlebt habe! :-)))))))


   
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Rainer Ehrich
Trusted Member
Beigetreten: Vor 9 Jahren
Beiträge: 81
 

Das hast Du sehr gut geschrieben Peter-79. Und Du hast wahrhaftig den Nagel auf den Kopf getroffen. Die Veränderungen und die vielen Möglichkeiten, die auch gelichzeitig immer schneller und schneller entwickeln, können einem schon Angst machen.

In den 80er Jahren hatten wir 3 Sorten Marmelade. Wir nahmen eine davon und waren zufrieden. Heute gibt es über 80 Sorten bei EDEKA. Egal, welche man nimmt - man hat immer das Gefühl, eine falsche Entscheidung getroffen zu haben. Nun ist ein Marmeldenglas nicht so teuer und eine falsche Entscheidung ist nicht weiter tragisch. Aber in der Zahntechnik in eine falsche Technik zu investieren, kann schon deutlich größere Auswirkungen haben.

Gerade letzte Woche habe ich von einer Studie gehört, dass die Menshcheit heute in 48 Stunden mehr verändert, als in der Zeit von der Steinzeit bis zum Jahre 2001. Unglaublich.

Solche Entwicklungen, wie Du sie auch treffend für die Zahntechnik beschrieben hast, stimmen schon sehr nachdenklich und erzeugen ein Hamsterrad-Gefühl, was sich immer schneller zu drehen scheint.

Wir werden sehen, wo die Reise hingeht.

Lieber fehlerhaft beginnen, als perfekt zu zögern


   
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MundW.
Estimable Member
Beigetreten: Vor 11 Jahren
Beiträge: 105
 

Kann man auf alle Lebensbereiche übertragen. Es wird Nachfrage generriert, wo es eigentlich keinen Bedarf gibt.

Wir Konsumgetriebenen machen da mit.Cool


   
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Zahnseide2
Reputable Member
Beigetreten: Vor 15 Jahren
Beiträge: 419
 

Was sich so schnell verändert und rasant zu nimmt, ist aber nur die Nutzung der Möglichkeiten zum Verbrauch von nicht erneuerbaren Energievorräten und Ressourcen und die Steigerung der Komplexität und damit auch der Komplexitätskosten unserer Gesellschaft.

Was als Hamsterrad empfunden wird ist vielleicht der Umstand, dass die Steigerung der Komplexitätskosten zunehmend den damit erziehlbaren Nutzen übersteigen.

Ich hatte dazu ein Interview mit Joseph Tainter über den Kollaps komplexer Gesellschaften übersetzt.

http://www.freizahn.de/2014/11/kollaps-komplexer-gesellschaften-interview-joesph-tainter/

Ausserdem hatte ich nach der Lektüre des Buches, dass Tainter zusammen mit Tad Patzek über die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und über unserer Energiedilemma geschrieben hatte, einen Artikel dazu geschrieben:

http://www.freizahn.de/2014/10/dem-energiedilemma-auf-den-grund-gegangen/

Wie man sieht steuern wir unweigerlich auf einen Kollaps durch steigende Komplexitätskosten zu. Die einzige Möglichkeit einen solchen Kollaps zu vermeiden ist, ähnlich wie das dazu von Tainter angeführt Byzantinische Reich, die Komplexität und damit auch deren Kosten radikal zu vermindern.

Zum Thema "wohin die Reise geht" ein paar andere Links auf Artikel wo sich auch weitere Links und Literatur finden:

http://www.freizahn.de/2014/08/die-grenzen-und-das-ende-des-wachstums/

http://www.freizahn.de/2015/11/bill-gates-vaclav-smil-und-mehr/

Smil weißt u.a. darauf hin, das der Fortschritt im Energiesektor nur sehr, sehr langsam vonstatten geht.

http://www.freizahn.de/2015/10/nach-dem-fortschritt/

Wohin die Reise wirklich geht wird allerdings auch noch von ganz anderen Dingen abhängen, wie sie z.B. in

http://www.freizahn.de/2015/10/operation-troja/

und

http://www.freizahn.de/2015/04/weltweite-verschlechterung-der-bodenqualitaet/

behandelt werden. D.h., nein, das ist alles nur klein-klein, weil es nur Teilaspekte behandelt. Das richtig große Bild unser Zukunft hat William Catton gemalt, dessen Interview aus dem Jahre 2008 ich übersetzt habe:

http://www.freizahn.de/2015/03/ueberschwingen-interview-mit-william-catton/

John M. Greer, durch den ich Catton entdeckt habe, schreibt in seinem Buch über grüne Zauberei ( Green Wizardry: Conservation, Solar Power, Organic Gardening, and Other Hands-On Skills From the Appropriate Tech Toolkit ), dass Cattons 1982 erschiene Buch Overshoot: The Ecological Basis of Revolutionary Change, das Buch wäre, dessen Lektüre er von der gesamten amerikanischen Elite verlangen würde, wenn er sie "at gun point", hätte, also mit vorhaltener Waffe bedrohen würde/könnte.


   
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